Grube Stahlert

Die Grube Stahlert

Im Bereich der Erzvorkommen Stahlert waren zunächst Eigenlöhner und kleine Gewerkschaften unabhängig voneinander aktiv. In einem Bericht über die Gruben in der Grafschaft Sayn-Altenkirchen von 1755 wird eine Gewerkschaft „Stallert“ erwähnt, deren Belehnung mit den Abbaurechten unmittelbar bevorstand und aus der sich der spätere Grubenbetrieb entwickelt haben dürfte.. Die Gewerken waren in ihrem Stollen auf einen „von dene Alten bereits zum Theil abgebauten Gang“ gestossen und hatten „weißen und braunen Eisenstein von guter Qualität“ angetroffen. Ähnlich wie bei der benachbarten Grube Bollnbach hatte also auch hier schon vorher Bergbau stattgefunden. Anhaltspunkte für eine zeitliche Einordnung dieses frühen Bergbaus liegen leider nicht vor.

Gleichzeitig erwähnt wird eine Gewerkschaft vom oberhalb gelegenen „Stallerts Wäldgen“. Weitere Nennungen zusätzlicher kleiner Gewerkschaften erfolgten in einer Aufstellung von 1787. Sie werden dort aber schon der Stahlert zugerechnet, die als gemeinschaftliche Grube mit zwei Wasserkünsten angeführt wird. 

Stahlert war eine der ersten Eisenerzgruben der Grafschaft Sayn-Altenkirchen, in der Wasserkünste betrieben wurden. Damit bezeichnete man früher Förder- und Hebevorrichtungen, die über ein Wasserrad angetrieben wurden. So konnte das in Gesenken  auftretende Wasser abgepumpt  und ein weiteres Vordringen in die Tiefe ermöglicht werden. Ihr Einsatz war im Hinblick auf den Tiefbau ein bedeutsamer  Fortschritt. In unserer Region erfolgte der Betrieb fast nur zur Wasserhaltung, die Förderung des Erzes wurde in der Regel weiter über eine Haspel vorgenommen. Durch die beschränkte Leistungsfähigkeit der Wasserkünste war ein Tiefbau auch nur bis etwa 50 – 60 m möglich.

Ausschnitt aus der Gangkarte Herdorf

Der Bollnbach-Stahlerter Erzgang erstreckte sich auf einer Länge von rd. 800 m. Er verlief zunächst in West-Ost-Richtung, knickte aber im Bereich der Stahlert in eine Nord-Süd-Rich-tung ab. Er war im Mittel 2-3 m mächtig, verbreiterte sich aber auch häufig auf 10 – 15 m. Das geförderte Erz war von guter Qualität und wurde als nahezu kupferfrei beschrieben.  

Neben dem übertägigen Abbau waren es im Bereich der Stahlert zwei größere Stollen, mit denen der Gang aufgeschlossen wurde, der Stahlerter und der Stahlberger Stollen. Mehreren kleinen Stollen, die hier noch in den  Grubenfeldern Christine, Hirz und Fuß, Sophienstollen, Pauline, Petersglück, Eckstein, Schöneberg und Zufriedenheit betrieben  wurden, kam dagegen hinsichtlich der Fördermengen keine größere Bedeutung zu. 

1868 begann man dann mit dem Abteufen eines Maschinenschachtes, um von Tage aus den Tiefbau fortzusetzen. Zwei Jahre später wurde die dampfmaschinenbetriebene Förderung aufgenommen. Der Abbau erfolgte im Laufe der Zeit über 12 Sohlen bis auf   eine Teufe von 510 m. Von dieser Sohle wurde 1908 über einen Blindschacht und einer elektrischen Förderanlage zwar noch eine 560 m-Sohle aufgefahren, dort wurden aber keine ausreichenden Erz vorkommen mehr angetroffen. Schon auf den 460 m- und 510 m-Sohlen hatte das Gangvorkommen abgenommen. 1909 erwarb dann die Grube Bollnbach die Mehrheit an der Stahlert und stellte auf den 300 m- und 360 m-Sohlen Verbindungen her. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte die Stahlert rd. 270 Arbeiter, Bollnbach kam auf  520 Personen. 1910 kam es dann noch zu einem Zusammenbruch des Schachtes, so dass die weitere Förderung nun ausschließlich über die Grube Bollnbach erfolgte. Schon nach dem Ende des ersten Weltkrieges zeichnete sich ein Auslaufen des Verbundbetriebes ab, der dann Anfang 1927 endgültig eingestellt wurde. Insgesamt rund  1,1 Mio Tonnen Eisenerze waren bis dahin auf der Grube Stahlert gefördert worden. 

Literatur:

Fenchel, W., Gies, H., Gleichmann, H.-D., Reichenbach, R., u.a. (1985):  Sammelwerk Deutsche Eisenerzlagerstätten, Die Sideriterzgänge im Siegerland-Wied-Distrikt, Geologisches Jahrbuch Reihe D Heft 77, Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart

Gleichmann H.-D, (1996)  Die Gruben Bollenbach und Stahlert,  Eigenverlag, Alsdorf/Sieg 

Königl. Oberbergamt Bonn (1909/10):  Gangkarten des Siegerlandes, Blatt Herdorf, Ausgabe 1909 mit einzelnen Nachträgen 1910, Verfasser nicht angegeben