Sottersbacher Grubenbahhn

Die Grubenbahn ins Sottersbachtal

„Bähnchen“ im Sottersbachtal um 1960*

Mit der Einrichtung der Eisenbahnlinie Köln – Gießen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erschlossen sich auch den Bergbauunternehmen neue Transportmöglichkeiten, mit denen die bislang dominierenden Pferdefuhrwerke auf Dauer nicht konkurrieren konnten.

Der Kirchener Unternehmerfamilie Stein, Eigentümer der Grube Friedrich Wilhelm, plante daher 1861 eine rund 2,5 km lange Nebenbahn durch das Sottersbachtal zum Bahnhof Herdorf. Die Fuhrunternehmer betrachteten dies mit Argwohn und fürchteten um ihre Existenz. In Verhandlungen konnten sie erreichen, dass ihre Pferde die Wagen über die Gleise zogen.

 In der „Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im Preußischen Staate“ findet sich dazu für das Jahr 1861 der folgende Eintrag: „Von dem Bahnhofe der Deutz-Giessener Eisen-bahn bei Herdorf ist eine Pferdeeisenbahn von 30 Zoll [78,5 cm] Spurweite nach  den Gruben Friedrich Wilhelm, Einigkeit, Zufälligglück, San Fernandound Mahlscheidt auf einer Länge von 1170 Lachter [rd. 2.448 m] hergerichtet worden, auf welcher Wagen von 50 bis 60 Zentner Ladungsfähigkeit gehen.“     

Zwölf Jahre später wurde der Pferdebetrieb aufgegeben. 1873 fuhr die erste Lokomotive über die Gleise, um die Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit der Grubenbahn zu steigern. 

Der gesamte Materialtransport (z.B. Koks zum Betrieb der Dampfkesselanlagen) und der Abtransport der gerösteten Erze erfolgte nun über die Grubenbahn.  Später wurden auch Schotter und Splitt aus dem Basaltbruch auf der Malscheid, von der im Sottersbachtal gelegenen Brecheranlage zum Bahnhof transportiert.  Nach rund einhundertjähriger Betriebszeit verlor das „Bähnchen“, wie es im Herdorfer Volksmund genannt wurde, mit dem Niedergang  des  Erzbergbaues seine Existenzgrundlage. Die letzte Fahrt  erfolgte am 14.12.1962.

Teilstrecken des ehemaligen  „Bähnchens“ sind heute ein beliebter Fußweg ins Sottersbachtal. 

Literatur:

Zeitschrift für das Berg-. Hütten- und Salinenwesen im preussischen Staate. (1852-1920), Jahrg.1862, herausgegeben vom preuss. Ministerium für Handel und Gewerbe, Berlin

*Foto Archiv Stadt Herdorf, Fotograf unbekannt